Alles halb so wild?? Was will man der Öffentlichkeit damit sagen?

In diesem Monat standen mehrere Artikel in der Regionalpresse. Der erste davon mit der Überschrift: „Este-Hochwasser: Alles halb so wild.“ (ohne Fragezeichen!!!)
Diese Überschrift irritierte schon etwas. Die Estepartnerschaft fängt an zu arbeiten, und hier entsteht der Eindruck, dass schon vorab Pflöcke eingeschlagen werden.

KLEE – Ortstermin an der Obereste im Rahmen einer „Lernallianz – Veranstaltung“

Es geht darum, dass die Gemeinde Moisburg die Hochwasserbelastungen, die für die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten vom NLWKN vorgenommen werden, jetzt auch für Moisburg neu berechnen lässt. Dabei hat Moisburg die Hoffnung, dass das ausgewiesene Überschwemmungsgebiet an der Este deutlich geringer ausfällt und damit die Baueinschränkungen ebenfalls deutlich zurückgenommen werden.

Luftbild an der Obereste

Aber bevor wir uns mit besagten Artikeln kritisch auseinandersetzen, sollte man zwei
Bemerkungen vorausschicken, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.

  1. Moisburg hat sich zusammen mit anderen Anliegergemeinden bereit erklärt, in der Estepartnerschaft mitzuarbeiten. Das sollte man erst einmal entsprechend würdigen und sich bei der Gemeinde Moisburg dafür bedanken. Wir hoffen, dass es hier zu einer konstruktiven Zusammenarbeit kommt. Auch dieser Artikel soll deshalb die sachliche Diskussion fördern.
  2. Dass Moisburg das HQ100- Hochwasser neu berechnen lässt, ist vollkommen gerechtfertigt. Die veralteten Zahlen sind, wie – allgemein bekannt- fehlerhaft. Und eine so wichtige Frage, welche Gebiete als Überschwemmungsgebiete mit allen Restriktionen ausgewiesen werden, ist für eine Gemeinde eben eine sehr wichtige Frage.

Trotzdem irritieren einige Bemerkungen. So wird im Artikel wiedergegeben, die Gemeinde hofft, um teure Maßnahmen herumzukommen, wenn das Überschwemmungsgebiet kleiner ausfalle.
Oder an anderer Stelle: Man freue sich, so Bürgermeister Steffens, dass man bisher nichts unternommen habe. Damit sind Polder oder Retentionsmaßnahmen gemeint und das Ganze noch mit einem Hinweis auf die knappen Gemeindefinanzen.

Diese Bemerkungen zeigen die Haltung: Kommen entspannte Zahlen aus der Neuberechnung raus, sind wir erst einmal aus dem Schneider.

Damit fangen die Probleme an. Hierzu einige Standpunkte von unserer Seite:

  1. Es soll ein Gesamtkonzept für die Este erstellt werden. Dabei spielt dann nicht nur die Moisburger Situation eine Rolle, sondern ebenso die Situation der Unterlieger in Buxtehude und an der Untereste. Weiterhin ist wichtig, welche Naturflächen entlang der Este sich für Retentionsflächen anbieten. Hier hat das KLEE-Projekt viele konkrete Ansätze geliefert, die unter der Leitlinie „Rückhalt in der Fläche“ zusammengefasst werden können. Und so könnten im Rahmen eines Gesamtkonzeptes Retentionsmaßnahmen auch bei Moisburg notwendig werden, ohne dass wir hier der Estepartnerschaft vorgreifen wollen.
    Es geht vielmehr ums Grundsätzliche:
    Erst einmal mitarbeiten an einem Gesamtkonzept und sich konstruktiv und solidarisch einbringen. Das gilt nicht nur für die Gemeinde Moisburg, sondern für alle Gemeinden entlang der Este bis hin zur Gemeinde Jork und Hamburg.
  1. Man gewinnt den Eindruck, dass der große finanzielle Vorteil einer Partnerschaft oder Nachfolgeverbandes nicht erkannt wird.
    Man stelle sich vor, es müssten tatsächlich Retentionsflächen bei Moisburg vorbereitet werden. Erstens würde man durch einen gemeinsamen Antrag der Esteanrainer die Chance auf zusätzliche Förderung erhalten – über die 70% hinaus, z.B. durch Übernahme der Planungskosten durch den NLWKN.
    Und der verbleibende Eigenanteil wird auf Basis eines Verteilungsschlüssels nach Verursachung und Nutzen verteilt – und zwar auf alle Anrainer von der Quelle bis zur Mündung. In der Praxis würde nur ein sehr geringer Anteil bei der Gemeinde verbleiben.
    Und wenn im Gesamtkonzept herauskommen sollte, dass man an anderen Stellen außerhalb des Gemeindegebietes Retentionsmaßnahmen ergreifen müsste, würde man sich ebenfalls daran mit einem kleineren Beitrag daran beteiligen müssen, hat dafür keine Bauleistungen auf eigenen kommunalen Flächen.
    Es ist eben immer besser, Hochwasserschutz gemeinsam zu betreiben, als isoliert, denn nur so können die finanziellen Lasten sinnvoll getragen werden.

Viellicht motiviert dieses ja einige Gemeinden, offener an die Möglichkeiten und Chancen einer Estepartnerschaft heranzugehen. Man schaue sich das Beispiel an Lühe/Aue an, um zu sehen, wie es in der Praxis gut funktionieren kann.

Nächstes Jahr 2019 wird ein wichtiges Jahr für die Estepartnerschaft. Wir hoffen, dass hier ein wirklich guter und einvernehmlicher Plan aller Esteanrainer erarbeitet wird.

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