Jetzt hat uns noch ein weiteres Gegenargument gegen eine Absenkung des Schließpegels erreicht, über das wir kurz berichten wollen. Es ist eines von jenen Argumenten, wo man vor Erstaunen erst einmal den Mund nicht mehr „zu kriegt“.
Es geht sinngemäß so:
„Auch in der Elbe läuft das Tidehochwasser immer höher auf. Wenn man jetzt den Schließpegel senkt, staut sich das Wasser in der Elbe weiter auf.“
Richtig ist, dass in der Vergangenheit riesige Flächen eingedeicht wurden, und dem Fluss große Stauräume weggenommen wurden, z.B in Kehdingen oder in der Haseldorfer Marsch. Hier ging es in der Vergangenheit um sehr, sehr große Flächen und es war in der Tat aus heutiger Sicht eine absolut kontraproduktive Maßnahme.
Aber es gibt auch andere Fakten:
- Der Stauraum der Elbe ist riesig. Die Elbe als Vorfluter vor den Sperrwerken der Nebenflüsse kann enorme Mengen an Wasser aufnehmen.
- Würde der Schließpegel der Este um 10-20cm abgesenkt, ergibt sich für den ca. 12 km langen Fluss im Tidebereich ein Volumen von nur 25000 Kubikmeter, das die Elbe zusätzlich aufnehmen müsste. Das ist so gut wie „nichts“.
- Wenn man einen größeren Bereich der Elbe vor dem Sperrwerk annimmt, in dem sich dieses Stauwasser ausspiegelt, ist die zusätzliche Erhöhung in der Elbe unterhalb eines Millimeters, also weit unterhalb jeder bemerkbaren Erhöhung.
- Gegner werden sagen, die Summe aller Nebenflüsse sei das Problem. Also nehmen wir an, es gebe 10 Flüsse vergleichbar wie die Este, die alle gleichzeitig eine solche etwas frühere Schließung vornehmen, selbst dann ist keine Wasserstandserhöhung in der Elbe feststellbar. Wenn man dieses Argument also wirklich von offizieller Seite bringt, verliert man jedes Maß.
Das Argument wird absolut nicht durch die Fakten unterstützt. Und damit ist auch eine Verhältnismäßigkeit bei Weitem nicht gegeben.
Denn will man Grundstücke an der Este überfluten, Kellerflutungen akzeptieren und viele Uferschäden hinnehmen, um noch nicht mal einen Millimeter Entspannung für das Elbhochwasser zu erreichen? Doch wohl nicht!
Und in der Vergangenheit haben die Esteanwohner bestimmt 50cm Pegelanstieg hinnehmen müssen und damit ebenfalls bereits viele negative Folgen (Grundwasseranstieg, Wasserdruck auf Kellerwände usw.) akzeptieren müssen. Erst jetzt, wo das Maß über „Oberkante Unterlippe“ hinausgeht, fordern wir, dass man den Pegel moderat auf 710 cm PN zurücknimmt.
Da kann uns keiner einseitige Partikularinteressen unterstellen.